….. gen Norden

Nachdem wir an der Südspitze von La Palma Böen von 55 kn Wind abbekommen haben, sind wir nach einer Nacht vor Anker vor dem Valle Gran Rey, in den Hafen von San Sebastian geflüchtet. Dort war’s ruhig und der Rest der Grippe hat sich endgültig verabschiedet. Ich habe die wieder hergestellte Fitness getestet und bin von Las Casetas durch den Parque Natural de Majona nach  Hermigua gewandert. Das Wetter hat sich nach einigen Tagen beruhigt und wir sind wieder durchgestartet: 30 kn Wind und das Schiff lief super. Leider nur ca. 3 nm. Ausgerefft, auf Genua gewechselt, immer langsamer geworden, gar kein Wind mehr, also: Motor an. Wenigstens haben wir mehrere Wale gesichtet. War aber nicht so doll nach den Walen vor der Dominikanischen Republik und auf dem Atlantik. Wir machen wieder in Las Galletas fest, wandern ein bißchen und warten auf guten Wind.

Abschied von den Kanaren – Playa de Teresitas nördlich von Santa Cruz

Barbara und Ove liegen in Santa Cruz de Tenerife und wollen am Mittwoch los nach Madeira. Nicht schlecht. Wir motoren also die Küste hoch. Der Wind ist knapp und kommt von vorn. Nach 2 entspannten Hafentagen mit einkaufen und Wäsche waschen (und trocknen – an dem einzigen Regentag seit langem) geht’s weiter nach Madeira.  

Blue Sun beim Einlaufen in Santa Cruz,
photographiert von Barbara von der Hävelmann

….immernoch Tazacorte

Am Marktplatz von Tazacorte

Eine weitere schöne – und anstrengende – Tour führt von El Jesus durch den Baranco del Jurado hinunter an die Küste. Nur für schwindelfreie Wanderer geeignet! Auf der anderen Seite wieder die Klippen hinauf und dann wieder runter nach Poris de Candelaria, einem Dorf das komplett in eine riesige Höhle am Meer gebaut ist. Von dort geht’s wieder rauf zur Hauptstraße nach Tijarafe. 

Tour nach Candelaria
Im Café in Puntagorda finde ich meinen Lieblingsvogel – und eine Mitfahrgelegenheit zurück nach Tazacorte
Vor der Kirche ist es ruhiger – und der Blick auf Berge und Küste ein Traum

Auch traumhaft schön: die nordwestliche Ecke der Insel. Von Puntagorda über Las Tricias nach Buracas. Dies ist die Gegend der Drachenbäume. Herrlich besonnt und mit Meerblick haben sich hier einige alternative Wohnformen etabliert und bieten am Wegesrand einiges an kleinen Tischen feil: gebrannte Mandeln, Schmuck, Obst. Die Mandeln sind super, hätte ich bloß mehr genommen! Auch ein Café gibt es, alles aus ökologischem Anbau. Das ist sicher sehr gesund aber für meinen Geschmack sollte ein Kuchen süß sein, dieser ist mir zu herb. Kalle trinkt vorsichtshalber nur Tee. Die Szene ist jedoch sehenswert, die Stimmung klasse und das hausgebackene Brot sieht gut aus.

Wandern im Tal der Drachenbäume

In Los Llanos de Aridane findet der Karneval unter dem Motto „Mexiko“ statt. Ein paar Stunden sehen wir uns die Sache an, dann wird es etwas viel mit Lärm und weißem und buntem Puder in dem die ganze Stadt in kürzester Zeit versinkt. Jetzt ahnen wir, was in Santa Cruz auf uns zukommt! Martina und Chris segeln wieder zurück zum „Carnival de los Indianos“ und so haben wir eine Basis dort. Wir nehmen den Bus. Es fahren Mengen an Sonderbussen und die Stimmung ist klasse. Viele sind richtig toll gekleidet: ein bisschen kolonial, ein bisschen Stil der zwanziger, und alle in weiß. Die ganze Stadt ist eine einzige Party-Meile. Überall Musik, tanzen und – weißer Puder! Gegen Abend machen wir uns Wort-wörtlich aus dem Staube und erwischen den letzten Bus nach Puerto Tazacorte. Ein tolles Erlebnis!

Kurz danach fühlt Kalle sich nicht gut: die Grippe hat ihn niedergestreckt. Ich glaube fest an meine regenerierten Abwehrkräfte aber nach 2 Tagen erlischt der Glaube: mich hat’s auch erwischt. Zu blöd, so krank haben wir uns beide lange nicht gefühlt. Fieber, heftige Rückenschmerzen, alles was man gar nicht braucht. Die Zeit vergeht. Das knappe Wetterfenster um nach Madeira zu segeln, schließt sich. Die Tiger Blue hat inzwischen die Leinen losgeworfen und ist zu den Azoren aufgebrochen, wir liegen weiter in Tazacorte. Irgendwann fühlen wir uns wieder halbwegs fit und brechen auf gen Osten, erstmal nach Gomera.  

Das Strandleben in Puerto Tazacorte ist wieder in Ordnung, von den gigantischen Wellen keine Spur mehr

Verkauf an der Promenade
Das gemütliche kleine Zentrum hinter dem Strand in meinem Lieblingsort auf den Kanaren

Wenn wir die Kanaren wieder hochsegeln bis Lanzarote wird der Windwinkel für Madeira besser. Und mit Glück können wir vielleicht direkt nach Portugal durchstarten, denn: Anfang September möchte Kalle wieder in Deutschland sein, sich um die Gesundheit, einen neuen Motor und andere Dinge kümmern. Ich wollte eigentlich schon Mitte März für einige Zeit nach Hamburg fliegen, möchte ihn aber nicht allein mit der langen Seestrecke sitzen lassen. An der Küste würde er auch alleine von Hafen zu Hafen segeln bis ich wieder da bin. Mal sehen, wie’s läuft.

Letzter Blick auf die Caldera im Abendlicht

Tazacorte, La Palma

Erste Nacht an der Tankstelle in Tazacorte

Puerto Tazacorte ist nicht nur ein aktiver Fischerhafen. Es gibt auch touristische Auflüge von hier: Wale und Delphine beobachten, Segeltörns, eine Kuttertour. Daneben einheimische kleine Boote für Tagestouren und weiter vorne die größeren Segelboote, die irgendwann einmal weiter wollen. Viele bleiben sehr lange hier – weil’s so schön ist und man sich einfach wohlfühlt in diesem total ruhigen gemütlichen Hafen, selbst wenn auf beiden Seiten draußen eine enorme Brandung tobt. Es gibt nette Restaurants am Hafen und im Zentrum des Ortes. Eine hübsche Promenade bringt einen dort hin, ca. 10 Minuten zu Fuß am schwarzen Strand entlang. Dort ist auch eine Apotheke, ein Laden mit den nötigsten Waren für’s tägliche, eine Boutique und mehrere Eisläden. Der Bus fährt einmal die Stunde in die höher gelegene Stadt Tazacorte und auch die Verbindung nach Los Llanos und Puntagorda ist gut. Nach Tazacorte kann man auch prima laufen. Super Dino liefert den Großeinkauf auf’s Boot. So kann man entspannt durch die Bananenplantagen zurück gehen. Von und nach Los Llanos klappt das auch aber da ist etwas mehr Energie gefragt. In Puerto Tazacorte ist eine herrliche Hippie-Szene mit Straßenmusik, Schmuckverkauf und Akrobatik an der Promenade.

In die Felsen am Flußbett sind einige Häuser gebaut
So sieht der Strand bei ruhigem Wetter aus

Eine unserer ersten Touren führt uns die steilen Klippen hinter den Restaurants hoch zum Aussichtspunkt El Time. Ein toller Blick von oben, aber den gibt’s hier öfter. Das beste: der Kuchen! Ich gebe zu, dass er wirklich sehr teuer ist, aber einfach sagenhaft lecker. Wir klettern noch ein bißchen höher und steigen dann steil ab durch die Plantagen. Im historischen Teil von Tazacorte liegt sehr passend – mitten in den Plantagen – das Bananenmuseum. Hübsch gemacht mit schönem Blick, allerdings alles auf spanisch und englisch. Sonst ist auf La Palma vieles auch auf deutsch beschrieben. Bei den getrockneten Chili-Bananen-Chips brauche ich das Haltbarkeitsdatum nicht im Auge zu behalten: nach einem Tag sind sie alle.

Blick auf den Hafen vom Wanderweg nach El Time
Abstieg durch die Bananenplantagen
Im Bananenmuseum
Bananenstaude ….
…. und Blüte

Am nächsten Tag sind besonders große Wellen angesagt. Wellen, kein Wind. Der Sturm ist viel weiter nördlich im Atlantik aber die riesigen Wellen donnern mit enormer Kraft auf die Küste. Besonders spektakulär soll das in La Bombilla am Leutturm, dem Faro de Punta Lava, sein. Also nichts wie hin. Martina und Chris sind inzwischen auch hier gelandet und wir machen uns gemeinsam auf den Weg. Mit dem Bus Richtung Puerto Naos, einem modernen Touristenort mit Hotel- und Appartmentanlagen, dann zu Fuß durch die Plantagen zum Meer. In dem verträumten Dörfchen La Bombilla rauschen bereits riesige Brecher an die Küste. Wir wandern am Leuchttturm vorbei über Lavafelder und an Bananenplantagen entlang und können uns an dem Blick nicht sattsehen.

La Bombilla
Am Leuchtturm hinter La Bombilla
…… und hier war ich wirklich froh, dass die Kamera wasserdicht ist!

Auch in Puerto Tazacorte sieht es bei dieser Brandung spektakulär aus. Die Promenade steht unter Wasser und ist voller Sand, die Brecher donnern an den sonst friedlichen Strand. Sowie sich das Meer beruhigt hat rücken die Bagger an: in wenigen Stunden ist das Chaos an Land beseitigt, nur das Wasser braucht etwas länger um wirklich wieder ganz friedlich und „badetauglich“ zu werden.  

Promenade und Strand von Tazacorte

Auf den Tag der Wellen folgt ein Tag der Felsen. Ich gehe wandern nach La Cumbrecita. Mit dem Bus zum Startpunkt am Info-Center und vorbei an blühenden Mandelbäumen, zur kleinen Kapelle Pino de la Virgen und hoch durch den Pinienwald. Weiter und weiter und weiter …… immernoch Pinien. Zwischendurch geht es rauf und runter und ich quere diverse Barancos. Der Wald wird lichter, die Felsen steiler – und ich freue mich, mehr Aussicht zu haben. Zu viel dichter Wald ist nicht so meine Welt, die dramatische Felslandschaft eher. Der Ausblick oben am Parkplatz (für diese Fahrt muss man sich rechtzeitig im Internet registrieren) entschädigt für den langen Anstieg. Eine traumhaft schöne kleine Runde auf einem sehr bequemen Weg. Nach dem Tag am Meer mit der tosenden Brandung fällt mir hier die Stille auf. Eine erstarrte Wald- und Steinlandschaft. Nur die Vögel sind zu hören, sonst absolute Stille. Einerseits erholsam, andererseits ein bißchen tot. Ich freue mich nach der langen Wanderung, wieder an Bord zu kommen. 

Rastplatz auf dem Weg nach La Cumbrecita
Ausblick von Cumbrecita