Endlich Neuland!

Weiterhin tolle Sonne – aber wie gut, dass wir reichlich getankt haben. Durch die Raz de Sein, eine felsige Meerenge mit wiederum enormer Strömung, diesmal in der richtigen Richtung! – fahren wir weiter nach Benodet, dem ersten Ort auf der Reise, den wir noch nicht kennen. Die Küste wird flacher, es gibt unzählige vorgelagerte kleine Inseln und Inselgrüppchen und endlos lange weiße Sandstrände. Die Wassertemperatur ist jedoch eher Nordsee-mäßig, so um die 17°C. Benodet ist ein sehr schicker Ort mit gepflegten, teilweise sehr großen und edlen Häusern. Die Hafeneinfahrt ist sehr voll. Viele kleine und große Sportboote, Angler, Surfer, alles was es so an Wassersportaktivitäten gibt wird betrieben. Von einem Ufer zum anderen gibt es eine Fähre. Die beiden Marinas liegen in dem schmalen Fluß mit sehr starker Strömung.

Durch das Gewusel zieht uns das ablaufende Wasser zügig vorbei an den Iles de Glènan zur Ile de Groix, einem urwüchsigen Ferienparadies. Eine herrliche Insel für Familienferien. Gleich am Anleger gibt es Mengen von Fahrrädern zu leihen sowie einige nette Restaurants und kleine Läden. Die Marina ist proppevoll. Zwischen 2 Mooringtonnen hängen etwa 10 Boote!! Am nächsten Morgen gibt’s dann auch Bruch als ein Katamaran ablegt und gleich 3-mal über die Leine des Nebenliegers brummt. Hafenkino für alle anderen. Uns ist ja nichts passiert. Wir verladen die Bordräder ins Dinghi, Kalle zieht sie an der steilen Leiter hoch, und mieten 2 weitere dazu. Auf zur Inselumrundung! Ohne Chaos an den Moorings laufen wir am nächsten Morgen aus zum

Golfe du Morbihan. Das ist eine riesige, recht flache Bucht mit unzähligen Liegeplätzen an Moorings aber man kann in einigen Ecken auch noch ankern. Innerhalb der Bucht liegen diverse Inseln, teilweise ist das Betreten verboten, auf anderen gibt es touristische Angebote. Wir ankern westlich von Ile Aux Moines vor einem großen Strand. Es ist etwas wärmer als draußen an der Küste aber immer noch frisch. Herrlich zum Spazierengehen! Bei auf- und besonders ablaufendem Wasser entstehen heftige Strudel und Strömungen zwischen den Inseln und in der schmalen Einfahrt. Hier kann auch der Jollensegler lernen mit der Tide umzugehen.

Für Hout, Hoedic und die Belle Ile bleibt uns leider keine Zeit und so segeln wir vorbei zur Ile d’Yeu, Port Jointville. Eine ganz andere Szene. Ein Heli-Landeplatz, wieder ein rappelvoller Hafen, diesmal aber mit Stegen, und sehr viele schicke Läden und Restaurants. Natürlich auch Fahrräder und Fischkutter. Die Insel hat viele schöne Strände in kleinen Felsenbuchten, ein altes Kastell am Meer, Steilküsten und viele Rad- und Wanderwege. So unterschiedlich sind sie denn auch nicht diese Inseln. Überall hübsche kleine und große Ferienhäuser, hübsche Gärten mit vielen Blumen, erfrischendes Baden, interessantes Segeln, französische Lebensart. 

… und von hier aus geht’s weiter nach La Rochelle!

 

 

 

 

Juli 2018 – Ja, Blue Sun ist wieder on Tour!

Hier meldet sich die Blue Sun Crew zurück – wir sind wieder auf Törn!!!

Nach vielen Monaten, von September 2017 bis Mitte Juni 2018 war Kalle mit dem Refit der Blue Sun beschäftigt. Das neue Deck zu verlegen – und besonders das alte zu entfernen – hat sehr viel mehr Zeit gekostet als erwartet. Ansonsten gab es viele, viele andere Dinge zu tun.

Die Pläne zum Neustart haben sich oft geändert aber dann der Beschluß: Kalle kommt mit Blue Sun nach Hamburg. Bei herrlicher Sonne kommt er in alter Einhand-Manier die Elbe heraufgefahren um mich abzuholen. Der erste Tag mit Melanie, Helene und  John, der immer wieder aus der Ferne meinen Blog rettet, wenn es ein Computer-Problem gibt, haben wir einen wunderschön sonnigen Abend im Hamburger Hafen. Am nächsten Abend hocken wir mit unserem Besuch unter Deck. Immer wieder jagen heftige Schauer über uns hinweg.

Am Freitag, d. 22. Juni 2018, heißt es: Leinen los zum großen Törn! Wie weit wir es schaffen? Ganze 9 Meilen die Elbe hinunter. Bis nach Wedel wo wir mit Motorschaden den Hafen anlaufen. Kaum sind wir fest, springt Kalle unter Deck: „Ich weiß schon was das Problem ist.“ In wenigen Minuten schnurrt der Motor wieder wie es sich gehört. Noch eine Nacht in Glückstadt, ein Teil für den Wassermacher besorgen, und dann weiter gegen Wind und Welle an. Es ist grau und windig. In Cuxhaven bleibt es so. Wir liegen im Amerikahafen im LCF, nehmen die netterweise vom Verein zur Verfügung gestellten Fahrräder und kaufen noch etwas ein. Bevor die See ruft, ruft der Keks – im Bahlsen Keks Outlet erstehen wir einige riesige Dosen Waffeln und Minzschokolade. Am nächsten Tag verlassen wir endgültig das Festland. Es ist schon ein dramatisches Gefühl an der Kugelbake vorbei in die graue Nordsee zu segeln und zu wissen, dass man lange nicht mehr hier vorbeikommen wird.

Auf Helgoland ist das Wetter wieder besser. Bei herrlicher Sonne umwandern wir die Insel, machen einen Ausflug zur Düne, wo sich die Seehunde in der Sonne aalen und ich marschiere los zum Vogelfelsen. Die Basstölpel haben Junge und das Abendlicht ist herrlich. Ein letzter Drink in der bunten Kuh bleibt uns verwehrt: Mittwoch ist Ruhetag! Auf der Fahrt nach Norderney ist uns der Wind hold und die Sonne lacht – wenn es bloß nicht immer so kalt wäre auf See. Schaukelig geht’s durch’s Dovetief vor Norderney. Am nächsten Tag kommen Rayka und Marten an Bord, die Ferien haben begonnen. Wir bummeln durch die vielen Sträßchen mit den schicken Läden und an der Promenade entlang und Kalle leistet Überzeugungsarbeit in Sachen Segelplanung: der Wind ist ausgezeichnet um schnell weit nach Süd-Westen zu kommen, d.h. durchsegeln so lange es geht, möglichst bis nach Frankreich, mindestens Dunkerque. So machen wir es!

Nach 353 nm und knapp 48 Stunden Landfall in Boulogne-sur-Mer, Nordfrankreich, also noch ein Stückchen weiter. Wir sind müde und sehr zufrieden. Die ganze Strecke toller Segelwind! Die Orte unterwegs kennen wir alle schon und der Plan ist, möglichst schnell Richtung Kanalinseln und Camaret-sur-Mer zu kommen. Da wartet Neues auf uns. Der Wind war optimal für die Strecke und da gab es kein Zögern. Etwas kalt war es, super sonniges Wetter, nervige  Verkehrstrennungsgebiete mit viel Großschifffahrt, tolle Sicht auf die Kreidefelsen von Dover und der französischen Küste. In Boulogne machen wir einen Hafentag zum Ausruhen, bummeln, einkaufen. Es ist auch nett in altbekannte Orte zu kommen, man kennt sich aus, weiß ob die Duschen gut sind und wo der Supermarkt ist.

In Dieppe  machen wir einen ausgedehnten Spaziergang zum alten Kastell, das heute ein Museum ist, und auf die Klippen. Dann geht’s weiter nach Fécamp. Beim letzten Besuch wurden wir aus dem Hafen verscheucht, weil eine Regatta nahte. Diesmal haben wir die Chance, die wunderschöne alte Benediktiner-Abtei zu besuchen wo heute noch der gleichnamige Likör Bénedictine gebraut wird. Es gibt auch 2 Kostproben, lecker! In der Stadt ist außerdem ein Hafenfest mit Flohmarkt und einigen maritimen Ständen – alles nett in Sichtweite vom Boot. Ich lechze nach Bewegung, wie üblich. Rauf auf die weißen Felsen und zu der kleinen Kirche die über der Stadt thront. Die Kirche wird gerade restauriert und hat geschlossen aber der Blick ist toll. Das Wetter ist weiterhin wunderschön sonnig und weder Sturm noch der lästige Süd-West Wind in Sicht. Etwas mehr Ostwind wäre jedoch super, wir müssen jetzt oft unter Motor laufen. In Cherbourg wollen wir hinter der äußeren Hafenmauer ankern. Ein super Platz und einen Mast sehen wir auch schon. Leider wird uns und allen anderen mit der gleichen Idee der Wunsch von der Armee verwehrt – hier ist militärisches Sperrgebiet. Wir verbringen die Nacht am Schwimmsteg und laufen früh aus. Mit der Strömung rauschen wir davon nach

Alderney. Auch diese Insel kennen wir gut. Wir machen eine herrliche Wanderung, in einem wunderschönem alten Landhaus, „The old Barn“ gibt es Bred and Butter Pudding, Brownies mit Eis und Kuchen im Blumengarten und wir treffen alte Bekannte von Kalle die auch gerade für eine Langfahrt rüsten. Ohne Wind bei spiegelglatterSee motoren wir nach Peter Port, Guernsey. Das Tanken ist hier günstig und so verbringen wir denn auch etwa eine Stunde an der dortigen Tanke als der Wasserstand es zulässt. Auch der Segelladen ist ergiebig: ich finde Schuhe, Marke „Orca Bay“. Sehr bequem und für gut befunden nach dem Kauf des ersten Paares in Cowes vor 3 Jahren. Sark und Jersey lassen wir aus. Kalle hat Sorge, dass der Wind dreht und wir dann gegenan motoren müssen. Das wäre wirklich blöd und so motoren wir nun nach Westen,

Roscoff in der Bretagne. Der Hauch von Wind kommt zwar aus Osten aber 48 Stunden sind uns ein bisschen lang für die Strecke, die wir brauchen würden wenn wir segeln. Ein Tag Pause und wir legen mit ablaufendem Wasser ab zur Ile d’Oussant, der westlichsten Insel Frankreichs. Die Tide dreht, die Strömung ist dramatisch. Dicht vor der Insel, bei enormen Strudeln, drehen wir bei und nehmen Kurs auf Camaret-sur-Mer. Diesmal ankern wir. Kein Problem bei so wenig Wind in der offenen Bucht. Letztes Mal war es recht diesig, diesmal bratzt die Sonne vom Himmel. Es gibt herrliche Strände auf der Westseite. Umgeben von steilen Klippen und erreichbar über wunderschöne Spazierwege. Weiter geht es bei herrlichem Wetter und zu wenig Wind Richtung Süden an der Küste der Bretagne entlang.